Hans-Jürgen Zacher – Biographisches

Auf der Bühne erzähle ich die Geschichten anderer Menschen. Menschen, die im Laufe der Jahre zu Freunden wurden und jeder für sich eine ganz besondere Bedeutung für und auf mein Leben haben. Auf dieser Seite erzähle ich Ihnen mehr über mich und meine eigene Geschichte.

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Geboren wurde ich im Jahr 1950 in Hamm (Nordrhein-Westfalen), in den Jahren der Nachkriegszeit, als das Geschehene noch „Erlebtes“ und nicht „Erinnertes“ für die meisten Menschen war. Als Kind, das in dieser Zeit aufwuchs, hatte eine Begegnung prägenden Einfluss auf mein gesamtes weiteres Leben: Ich war ungefähr 9 Jahre alt und wir fuhren mit einer Kindergruppe in ein Zeltlager in die Niederlande. Für einen der Tage hatte unsere Jugendleiterin eine Tagesfahrt nach Amsterdam in das Anne-Frank-Haus festgelegt und jeder sollte 10 Pfennig für einen Blumenstrauß von seinem Taschengeld zahlen. Ich wusste bis dahin nicht, wer Anne Frank war und hatte auch keine große Lust mitzufahren. Was sollte ich bei einem Mädchen, das ich nicht kannte und dann auch noch 10 Pfennig geben? Für 10 Pfennig gab es schließlich auch ein Eis! Im Anne-Frank-Haus erfuhr ich dann zum ersten Mal in meinem Leben etwas von Konzentrationslagern, über Judenverfolgung und andere Unmenschlichkeiten der Nationalsozialisten.

Dieser Besuch – diese Bewusstmachung – im Jahr 1960 hat mich so sehr beeindruckt, dass er bis heute eine sich nie schließende Wunde darstellt. Er war und ist das Fundament für meine spätere Tätigkeit als Lehrer und all meinen Aktivitäten in der Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen in den letzten 50 Jahren. Er hat mich dazu getrieben, zu promovieren und mich stärker für die Geschichte meiner (gefühlten) Heimatstadt zu interessieren. Dabei fanden wir unter anderem Originalsteine der in der Pogromnacht zerstörten Werler Synagoge wieder, die ich bis heute Ausstellungen an Gedenktagen zur Verfügung stelle. Ich lernte Zeitzeugen kennen, die zu Freunden wurden und deren Geschichten mir neuerliche Verpflichtung wurden, nie nachzulassen. Auch heute, wo ich meine aktive berufliche Laufbahn beendet habe, bleibt es mein Anliegen, möglichst viele Menschen mit diesen Geschichten zu erreichen.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde meine Arbeit immer wieder mit verschiedenen Auszeichungen geehrt. Besonders zu erwähnen sind hierbei der Werlpreis, der Sonderpreis der Evangelischen Kirche im Rheinland, der Neujahrsempfang beim Bundespräsidenten Johannes Rau und der Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen. Besonders erfreulich: Auch zahlreiche Arbeiten (Ausstellungen, Schriften, Schülerwettbewerbe) und Projekte mit Schülerinnen und Schülern wurden prämiert. Themen: Gewalt, Rechtsradikalismus, Antisemitismus, jüdische Geschichte. Stolz bin vor allem, dass bis zum heutigen Tag mehrere Bäume in Israel gepflanzt wurden, zuletzt im September 2018 im Rahmen der Vorstellung des Buches „Marlenes Bilder„.

Bis zum Ende meines Lebens wird es mein Bestreben bleiben, mich gegen jegliche Form der Missachtung der Menschenwürde und Menschenrechte, egal welcher Religion, Hautfarbe, Nationalität, körperlicher oder geistiger Handicaps oder sexueller Orientierung einzusetzen. Die Jugend über die Verbrechen der Vergangenheit und die Gefahren der Gegenwart verantwortlich zu informieren und sie für Engagement gegen Rassismus und Antisemitismus und für Toleranz und politische Verantwortung zu gewinnen, ist mein zentrales Anliegen.

Nicht nur reden, sondern handeln!